Blick über Rügen

Rügen

Das Landschaftserlebnis auf Rügen hat viel zur Entwicklung von Caspar David Friedrichs ureigenem Stil in der Landschaftsauffassung beigetragen. Wie der Friedrich-Forscher Johannes Grave schreibt: Was auch immer Friedrich bewogen haben mag, Dresden, wo er seit 1798 lebte, für ungewöhnlich lange Zeit zu verlassen, auf der Insel Rügen fand Friedrich zahlreiche Gelegenheiten, neue Bekanntschaften zu knüpfen und alte Freundschaften zu erneuern.

Nachweislich hat Caspar David Friedrich die Insel Rügen auf sieben Reisen durchwandert: zweimal im Jahr 1801 und dann in den Jahren 1802, 1806, 1815, 1818 und 1826.

Bereits auf seinen ersten Rügenwanderungen entdeckt Friedrich nicht nur die Kreideküste, verschiedene Hünengräber auf Jasmund und das Kap Arkona auf Wittow als wichtige Motive und Motivreservoirs, sondern hier entwickelt er gleichermaßen ein Gespür und eine Technik für die bildkünstlerische Umsetzung der Weite der Landschaft. Den Horizont setzt er – entsprechend der Flachheit der rügenschen Landschaft – in seinen Bildern sehr weit herunter und gibt so im Bild einen großen Raum frei für den Himmel. Darüber hinaus dehnt er den horizontalen Bildraum – ähnlich wie in einer heutigen Panoramafotografie – und erreicht damit ein besonderes Erlebnis von erhabener Größe und Unendlichkeit. Mit dieser recht eigenwilligen Anlage der Zeichnung nähert sich Friedrich einem neuen Typ von Landschaftsbild, welche später auch Eingang in sein berühmtes Gemälde „Mönch am Meer“ (1808/10, Alte Nationalgalerie, Berlin) findet.

Der Rügenraum des Caspar-David-Friedrich-Zentrums bietet einen interessanten Ein- und Überblick zu Caspar David Friedrichs unzähligen Reisen auf die Insel Rügen sowie den dort entstandenen Skizzen und Zeichnungen.

 

Textquellen: Johannes Grave, Dagmar Lißke und Susanne Papenfuß